Fußballstadien bleiben leer, Messen werden abgesagt, die meisten von uns sind im Homeoffice: Es ist unumstritten, dass die Corona-Krise eine enorme Herausforderung für Bevölkerung und Wirtschaft darstellt. Für den digitalen Bereich birgt sie allerdings auch einige Chancen und das nicht nur deshalb, weil social distancing wohl ohne Internet unerträglich wäre.

Gamer Initiative formt leistungsstärksten PC der Welt

Mit dem Aufruf “Gamer aus aller Welt, starten wir die GPUS” hat die Initiative Folding@Home dem Coronavirus den Kampf angesagt. Die geballte Rechenleistung des Zusammenschlusses von Gamern wird dazu verwendet, die Wirkung von verschiedensten Medikamenten auf die Struktur der Viren zu testen. Berichten zu folge haben Forscher dank der Community bereits 470 Petaflops an Leistung zur Verfügung. Das ist mehr als alle (!) der sieben Supercomputer zusammen. Da bekommt Zusammenhalt eine ganz neue Dimension.

Auftrieb für die Maker Szene

COVID-19 bringt den Gesundheitssektor an die Kapazitätsgrenzen. Schutzbekleidung für das medizinische Personal muss aus China eingeflogen werden, in Italien gibt es zu wenig Beatmungsgeräte, was zu dramatischen Szenen in Spitälern führt und Desinfektionsmittel ist generell Mangelware. Aber Not macht ja bekanntlich erfinderisch. So gibt es vielerorts bereits Bestrebungen aus der Maker Szene mit 3D Druck im Kampf gegen das Virus zu helfen. Der 3D-Drucker-Hersteller Prusa stellt beispielsweise Gesichtsschutz aus Plastik in der Massenfertigung her und plant auch bald Schutzbrillen zu drucken. Laut dem CEO der Firma könnte Prusa 800 der Masken täglich herstellen bei Materialkosten von einem Dollar pro Stück. Wichtig ist natürlich bei Utensilien für den Gesundheitssektor alle Vorschriften einzuhalten, um medizinischen Standards nachzukommen, das betont man auch bei Prusa. In Italien hat die 3D-Druck-Firma Isinnova kaputte Ventile für Beatmungsgeräte mit Modellen aus dem 3D-Drucker ersetzt. Damit werden Berichten zufolge bereits 10 Patienten beatmet.

Apps und Gadgets im Kampf gegen das Virus

Am Vorbild von Südkorea soll nun auch in Österreich die Ausbreitung des Virus durch Tracking-Apps eingedämmt werden. Die Stopp Corona-App des Roten Kreuzes etwa ging letzten Mittwoch live und soll durch die Ermittlung von sogenannten digitalen Handshakes alle Kontakte anonym aufzeichnen und bei einer Erkrankung eines Users alle in den letzten 48 Stunden aufgezeichneten Kontakte über die positive Testung in ihrem Umfeld benachrichtigen. An einem ähnlichen Konzept arbeitet auch eine Gruppe aus 30 young professionals die sich Novid20 nennt.

Außerdem hat das österreichische Gesundheitsministerium unter info.gesundheitsministerium.at eine interaktives Dashboard veröffentlicht, das eine detaillierte Übersicht über die Ausbreitung des Virus in Österreich gibt - mit Landkarte und diversen Verteilungen der positiven Fälle auf die Bevölkerung.

Mehr Onlinekonferenzen als Face-to-Face Meetings

Von heute auf morgen wurden Arbeitgeber und Arbeitnehmer von der Regierung durch die verordneten Maßnahmen gebeten, wenn möglich, im Homeoffice zu arbeiten. Das stellt selbst Firmen, die sich etwa durch Prozessautomation bereits mit wichtigen Facetten der Digitalisierung auseinandergesetzt haben, vor große nicht nur arbeitsrechtliche, sondern auch technische Herausforderungen. Zunächst müssen alle Angestellten mit der geeigneten Hardware und IT-Infrastruktur für zu Hause ausgestattet werden, Mitarbeiter brauchen plötzlich VPN Tunnel für den Zugriff auf das Firmennetzwerk, Kundentermine werden über Onlinetools abgewickelt und Seminare werden ins Internet verlegt. Microsoft Teams etwa verbucht bereits jetzt sechs Mal mehr User als vor der Krise und ähnlich sieht das auch bei Slack, Zoom und Hangouts aus. So wird der Sprung in die digitale Zukunft in vielen Firmen und vor allem auch bei den Leuten zu Hause gerade erlebbar gemacht. Hier kann sicherlich auch nach der Krise in Sachen Digitalisierungsstrategie in den Betrieben aber auch auf Landes- und Bundesebene angesetzt werden.

Übrigens: In China zählt die Dingding-App von Alibaba, die den kompletten Geschäftsalltag von Zeiterfassung über Onlinekonferenz bis hin zu der Mitverfolgung von Vertriebstätigkeiten online abbildet, 200 Millionen Einzel-User und 10 Millionen Firmennutzer.

Online Bildung boomt

In China hat der Ausbruch des Coronavirus zu einem regelrechten Boom von online Bildungsangeboten geführt. Internetriesen wie Alibaba oder Tencent sind ganz groß ins Business eingestiegen. Tencent etwa hat gleich mehrere Plattformen gegründet, die sich zur sogenannten nonstop education Allianz zusammenschließen. Auch in Österreich werden digitale Lerntechniken angesichts der Aussicht, dass Schulen und Universitäten wohl noch bis über die Osterferien hinaus geschlossen bleiben müssen immer wichtiger werden - ein gezwungenermaßen digitales Experiment an Schulen quasi. Es ist also nicht überraschen, dass Lernapps ein fulminantes Plus bei den Downloads von +276 % in App- und PlayStore verzeichnen.

Spannend wird wohl zu sehen, was nach Corona bleibt. Treibt die Krise wirklich einen Paradigmenwechsel voran und gibt der Digitalisierung einen regelrechten Boost oder kehren wir bald in Sachen Webkonferenzen und E-Commerce wieder zur “Normalität” vor Corona zurück?